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Ein irrer Duft von frischem Waid: Zum sechsten Mal stand Thüringens Goldenes Vlies im Mittelpunkt eines Festes

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René, Christoph und Hendrik beim "Waidverkauf"

Den irren Duft frisch gemahlenen Waides spüren, heißen Waidtee probieren, sich bei Volksmusik und Schwein am Spieß amüsieren – es war Waidfest in Neudietendorf. Das sechste mittlerweile, das der Waidverein vorbereitet hatte und zu dem sich viele Gäste, darunter aus der Partnergemeinde Gau-Algesheim, einfanden.

Waidhauer Michael Kroll eröffnete das bunte Treiben. Doch bevor der braune Vierbeiner das schwere Mühlrad zog, bevor gezeigt
wurde, welchen Weg der Waid im Mittelalter nahm, kam auch die Hoffnung zur Sprache, daß die ehemals als „Thüringens Goldenes Vlies” bezeichnete Pflanze wieder zu wirtschaftlicher Blüte der Region beitragen wird. In Neudietendorfs Gewerbegebiet soll sich ein neuer Waidverarbeitungsbetrieb ansiedeln. Auf 25 Hektar wurde 1992 die zweijährige Pflanze von zehn Landwirten angebaut, auf 15 Hektar zunächst eine gute Ernte eingebracht, war von Wolfgang Feige, Geschäftsführer des Waid-Verarbeitungsbetriebes, zu erfahren.
Was man aus dem nachwachsenden Rohstoff herstellen kann – vom Imprägniermittel bis hin zum Waidbitterlikör – auch das war auf dem Waidplatz zu sehen. Neudietendorfer Pfadfinder strichen ein Mini-Fachwerkhaus an, frisch eingetroffen war eine Waidsalbe aus Wutha. Gleich nebenan drängelten sich die Knirpse auf der Ponykutsche, präsentierte sich traditionelles Handwerk. Am Sonntagvormittag klang
das Fest mit Flohmarkt und Frühschoppen aus. „Doch dasWaidfest ist mehr als ein Volksfest. Dann treffen sich jene zum Gespräch, die mit dem Waid zutun haben”, erläuterte ThomasFeige, 1. Vorsitzender des Waidvereins. Probleme gibt es mehr als genug, u. a. blieben versprochene Fördermittel aus. Doch Wolfgang Feige, seine neun Mitarbeiter und viele Helfer glauben an die Zukunft der umweltfreundlichen Waidprodukte.

Antje Köhler; Erfurter Allgemeine, 1.09.1992