Den irren Duft frisch gemahlenen Waides spüren, heißen Waidtee probieren, sich bei Volksmusik und Schwein am Spieß amüsieren – es war Waidfest in Neudietendorf. Das sechste mittlerweile, das der Waidverein vorbereitet hatte und zu dem sich viele Gäste, darunter aus der Partnergemeinde Gau-Algesheim, einfanden.
 Waidhauer Michael Kroll eröffnete das bunte Treiben.                            Doch bevor der braune Vierbeiner das schwere Mühlrad                            zog, bevor gezeigt
 wurde, welchen Weg der Waid im Mittelalter nahm, kam                            auch die Hoffnung zur Sprache, daß die ehemals                            als „Thüringens Goldenes Vlies“ bezeichnete                            Pflanze wieder zu wirtschaftlicher Blüte der Region                            beitragen wird. In Neudietendorfs Gewerbegebiet soll                            sich ein neuer Waidverarbeitungsbetrieb ansiedeln. Auf                            25 Hektar wurde 1992 die zweijährige Pflanze von                            zehn Landwirten angebaut, auf 15 Hektar zunächst                            eine gute Ernte eingebracht, war von Wolfgang Feige,                            Geschäftsführer des Waid-Verarbeitungsbetriebes,                            zu erfahren.
 Was man aus dem nachwachsenden Rohstoff herstellen kann                            – vom Imprägniermittel bis hin zum Waidbitterlikör                            – auch das war auf dem Waidplatz zu sehen. Neudietendorfer                            Pfadfinder strichen ein Mini-Fachwerkhaus an, frisch                            eingetroffen war eine Waidsalbe aus Wutha. Gleich nebenan                            drängelten sich die Knirpse auf der Ponykutsche,                            präsentierte sich traditionelles Handwerk. Am Sonntagvormittag                            klang
 das Fest mit Flohmarkt und Frühschoppen aus. „Doch                            dasWaidfest ist mehr als ein Volksfest. Dann treffen                            sich jene zum Gespräch, die mit dem Waid zutun                            haben“, erläuterte ThomasFeige, 1. Vorsitzender                            des Waidvereins. Probleme gibt es mehr als genug, u.                            a. blieben versprochene Fördermittel aus. Doch                            Wolfgang Feige, seine neun Mitarbeiter und viele Helfer                            glauben an die Zukunft der umweltfreundlichen Waidprodukte.
Antje Köhler; Erfurter Allgemeine, 1.09.1992
