So viele junge Leute wie am Wochenende vom 16. – 18. 06. 1994 bekommt der Eisenacher Pflugensberg wohl nicht alle Tage zu sehen. Denn es war wieder Zeit für einen Landesjugendsonntag in Thüringen. Seit den Fünfziger Jahren findet dieses Fest junger Christen alle vier Jahre in Eisenach statt.
 Als am Freitag Abend alle anreisten, gab es                                                   erstmal ein ziemliches Chaos. Denn keiner wußte,                                                   wo er so recht hin sollte. Aber zum Glück behielten                                                   einige Organisatoren den Überblick, was eigenlich                                                   erstaunlich war, denn mit so vielen Kids hatte man gar                                                   nicht gerechnet. Am Ende müssen es wohl um die                                                   3500 gewesen sein. Nach dem nun die Meisten mehr oder                                                   weniger erfolgreich ihr Zelt aufgebaut hatten, ging                                                   es ab zum Open-Air-Konzert. Mitten im Spielen der ersten                                                   Band, „Horch“, fing es an zu regnen und die                                                   Sache wurde zum Open- Water- Konzert. Aber nach 15 min                                                   war die Sache wieder vergessen. Auch bei den nachfolgenden                                                   Bands, Kirche & Co. und Dostoyewskys, blieb Petrus                                                   den jungen Christen gut gesonnen. Überhaupt hielt                                                   das Wetter über das ganze Wochenende gut. Ob das                                                   ein Zeichen Gottes war? 
 Es könnte sein. Aber am nächsten Morgen wurde                                                   trotzdem sicherheitshalber mit einer Morgenandacht begonnen.                                                   Leider konnten nur wenige daran teilnehmen, da die meisten                                                   noch am Frühstücksbuffet anstanden. Man hatte                                                   sich zwar Mühe gegeben, aber am Ende brach doch                                                   ein ziemliches Chaos aus, als sich alle 3500 gleichzeitig                                                   auf ihr Frühstück stürzten. 
 Dannach wurden die einzelnen Zentren eröffnet:                                                   „Gerechtigkeit“, „Frieden“ und „Bewahrung                                                   der Schöpfung“. In den verschiedenen Zentren                                                   wurden dann unterschiedliche Aktivitäten angeboten.                                                   Es wurden Dias gezeigt. Ausstellungen waren zu sehen.                                                   Man konnte aber auch kontrovers mit dem thüringer                                                   Landesbischhof Roland Hoffmann diskutieren. Natürlich                                                   wurde wieder Musik gemacht. Die Stimmung war ausgelassen.                                                   Ein besonderer Spass war das Bierkästenstapeln.                                                   Dabei mussten die Leute einen Turm aus Bierkästen                                                   bauen und selbst daran hochklettern. Natürlich                                                   wurde man dabei mit einem Seil gesichert, denn gefallen                                                   ist jeder; der eine früher der Andere später.                                                   Aber nicht nur Geschick, sondern auch Creativität                                                   wurde zum „Lebensfest“ gross geschrieben.                                                   Denn es gab viele Möglichkeiten sich ein kleines                                                   Errinnerungstück zu basteln. Am Abend war dann                                                   Theater angesagt. Eine Theatergruppe zeigte uns eine                                                   Welturaufführung. Das Musical hiess „Polly“.                                                   Der Inhalt des Stückes war eher zweitrangig. Viel                                                   besser gefielen dem Publikum die Pannen. Aber die Schauspieler                                                   konnten nichts dafür, denn die Technik versagte.                                                   Dannach konnte man sich noch in verschiedenen Zelten                                                   zu kleinen gemütlichen Runden treffen. Am Ende                                                   stand das Nachtgebet, das auch den vorangegangenen Abend                                                   abschloss. Am nächten Morgen hiess es dann Zelte                                                   abbauen, Rucksack packen aber noch nicht Abschied nehmen.                                                   Denn etwas entscheidendes grosses sollte noch kommen;                                                   die Hoffnungsmeile. Das heisst man will etwas Positives                                                   an das Ende dieses Wochenendes setzen. Man will damit                                                   Hoffnung in die Welt tragen. Alle 3500 Leute sind dabei                                                   nach Eisenach gepilgert. An der ersten von vier Stationen                                                   pflanzte man einen Mandelbaum. Dieser Mandelbaum demonstriert                                                   in der jüdischen Religion die Hoffnung. Das zweite                                                   mal wurde am Lutherdenkmal Halt gemacht. Dort wurden                                                   Luftballons mit Friedensbotschaften in den Himmel entsandt.                                                   Weiter ging es dann durch die Eisenacher Innenstadt                                                   bis zum Marktplatz. Hier errinnerte man an die toten                                                   Kinder dieser Welt. Es wurden Kreuze mit einem Spruch                                                   verteilt: „Ich sterbe in jeder Minute einen 25-                                                   fachen Tod in den armen Kindern dieser zerstörten                                                   Welt“. Die vierte und letze Station war vor dem                                                   Brunnen neben dem Marktplatz. Dort wurde der Abschlugottesdienst                                                   mit einem Abendmal gehalten. 
 War’s das. Das war’s. Aber nicht zum letzten Mal. Denn                                                   ich denke zum nächsten Landesjugendsonntag in 4                                                   Jahren werden alle wieder dabei sein und vielleicht                                                   noch ein paar mehr.
Thomas Macheleid
